Und warum wir Frauen erneuert feiern sollten…
Im Frühling sammeln sich viele Tage, um Frauen in verschiedenen Bereichen zu ehren, beispielsweise:
- Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft(11.02.): Betont die Rolle von Frauen in wissenschaftlichen Disziplinen
- Weltfrauentag (08.03): Würdigt die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Errungenschaften von Frauen weltweit
- Muttertag (11.05. – 2.Sonntag im Mai): Ehrt Mütter und ihre Beiträge zur Gesellschaft.
Und direkt im Anschluss: 12. Mai – Internationaler Women in Mathematics Day.
Diese Tage sind nicht bloß symbolischer Natur. Sie lenken den Blick auf bestehende strukturelle Ungleichheiten, auf bislang ungenutzte Potenziale und auf die Notwendigkeit nachhaltiger Veränderungen.
Kurzer Blick in die Zahlen – und die Realität
Einige Fakten zur Situation von Frauen in der Mathematik:
- In den USA wurde zwischen 2015-2016 40% aller Bachelor-Abschlüsse in Mathematik an Frauen vergeben. Wirft man einen Blick auf weitere Ausbildungen wird dieser Frauenanteil exponentiell weniger. Beispielsweise sind nur mehr 12% der Professor:innen an forschungsstarken Universitäten weiblich! (Quellen: AWM-Association for women in mathematics, Women in Math – @MIT)
- Der Universitätsbericht 2023 für österreichische Universitäten zeigt auf, dass trotz strategischer Förderungsmaßnahmen der Frauenanteil in MINT-Studien seit Jahren stagniert.
Ziel für 2030 sind 38%. Ausgehend vom Studienjahr 2021/22 ist eine relative Steigung von +11% erforderlich! (Quelle: Universitätsbericht 2023) - An der Universität Wien liegt der Frauenanteil unter Mathematik-Studierenden bei 47,3% – doch unter den Mitarbeiterinnen nur 21,50%. (Quelle: https://womeninscience.univie.ac.at/) .
Die Zahlen sind leider keine Ausnahme, sondern die Norm. Umso wichtiger ist es, Vorbilder sichtbar zu machen – Frauen, die trotz dieser Hürden Wege gegangen sind und neue Maßstäbe gesetzt haben.
Warum der 12.Mai?
Der 12. Mai ist der Geburtstag von Maryam Mirzakhani. – der ersten Frau und zugleich ersten Iranerin, die mit der renommierten Fields-Medaille ausgezeichnet wurde. Diese wird alle vier Jahre an herausragende Mathematiker:innen unter 40 Jahren verliehen und gilt als eine der höchsten Auszeichnungen in der Mathematik – vergleichbar mit einem Nobelpreis.

Doch Maryam Mirzakhani war weit mehr als eine preisgekrönte Wissenschaftlerin. Ihr Leben und Wirken stehen sinnbildlich für das bislang oft übersehene Potenzial vieler Frauen in der Mathematik. Ihr Beispiel macht deutlich, wie gesellschaftliche Erwartungen, unzureichende Fördermöglichkeiten und unbewusste Vorurteile den Zugang von Mädchen und Frauen zu MINT-Fächern noch immer erschweren.
Mit ihren wegweisenden Arbeiten in der theoretischen Mathematik hat Mirzakhani nicht nur ihr Fachgebiet geprägt, sondern auch eine neue Generation junger Mathematikerinnen weltweit inspiriert.
Vielleicht ist der heutige Abend ein guter Anlass, einmal anders als gewohnt abzuschalten – etwa mit der Dokumentation „Secret of the Surface: The Mathematical Vision of Maryam Mirzakhani„ oder einem inspirierenden Vortrag von Professor Holly Krieger (University of Cambridge), bereitgestellt vom Gresham College.
Ausblick – und Auftrag
Die Unterrepräsentation von Frauen in der Mathematik – wie auch in vielen anderen Fachbereichen – ist kein unveränderliches Naturgesetz! Sie spiegelt bestehende gesellschaftliche Strukturen wider und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, diese bewusst und zukunftsorientiert zu verändern.
Initiativen wie die European Youth Goals (EYG), die österreichweite MINT-Girls Challenge oder das Fem*MA (Netzwerk für Frauen* in der Mathematik an der TU Wien) leisten bereits wertvolle Aufbauarbeit und schaffen eine wichtige Grundlage für mehr Sichtbarkeit und Chancengleichheit.
Damit Mathematik auch in Zukunft Raum für Innovation, Vielfalt und neue Denkansätze bietet, braucht es mehr als Formeln und Beweise – es braucht Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Perspektiven und Stimmen.